“Seksiä vai ei?” (Übersetzung)

Verfasst am | Schlagwörter: Asexualität

Das Video ist hier zu finden, auf Finnisch, vom öffentlichen Rundfunksender Yle.

(Intro, aus dem Kontext gerissene Zitate:)

0:04 Eine Frau kann hier nicht auf eine gute Weise sexuell sein

0:15 Eins schläft zusammen, aber angezogen

0:21 Ich habe für mich selbst anerkannt, dass ich das nicht wollen muss, wenn ich es nicht will.

(Einleitung der Moderation)

01:00 Es wird gesagt, dass wir alle sexuelle Wesen sind.

01:07 Ist das so?

01:09 Es kann schwierig sein, herauszufinden, auf welche Weise eins sexuell ist, wenn von außen viel Druck kommt.

01:16 „Wonach muss ich aussehen oder wie muss ich sein?“

01:25 Wir sind mit Susanna Kyrö aus Helsinki unterwegs. Susanna hat ihre eigene Asexualität vor vielen Jahren herausgefunden - mit 24 Jahren.

(Susanna Kyrö)

01:34 Ich habe meine Mutter eines Morgens gefragt, ob wir reden können.

01:38 Dann haben wir gesprochen.

01:41 Ich habe gesagt, dass ich mir lange über meine Sexualität Gedanken gemacht habe,

01:45 und dass ich dafür den Begriff biromantisch asexuell gefunden habe.

01:52 Ich habe meiner Mutter erklärt, was das bedeutet.

01:58 Es bedeutet, dass ich keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen empfinde.

02:03 Ich bereite ein Paket nach Großbritannien vor, um chronisch kranke Kinder aufzuheitern.

02:12 Ich schicke ihnen verschiedene Sachen.

02:16 Manchmal stelle ich Grußkarten selber her, manchmal schicke ich Postkarten oder andere kleine finnische Dinge.

02:23 Ich male Cinderella für Mädchen, die Disney mögen.

02:31 (Moderation) Wie war es bevor du den Begriff gefunden hast?

(Susanna) Ich habe vielleicht länger gemerkt, dass ich anders bin.

02:36 Ich dachte lange, dass ich bisexuell sei,

02:42 bis ich realisiert habe, dass ich keinen Sex haben will, mit niemandem.

02:49 Ich dachte, dass ich irgendeine Fehlfunktion hätte, dann habe ich diesen Begriff gefunden.

02:56 So kam die Erkenntnis, dass aha, es gibt noch mehr, denen es so geht.

03:00 Das war eine riesengroße Erleichterung. Ich habe gemerkt, dass ich nicht alleine bin.

03:05 (Moderation) Du dachtest, du seist bisexuell. - (Susanna) Ja.

03:08 (Moderation) Hast du da mit irgendwem Sex gehabt? - (Susanna) Habe ich nicht.

(Moderation) Gar nicht? - (Susanna) Nein.

03:15 (Susanna) Zum Begriff der Asexualität gehört auch Demisexualität. Demisexuell ist eine Person, bei der es bestimmte ihr nahe Menschen gibt, mit denen sie vielleicht Sex haben will.

03:30 Ich weiß nicht, ob ich demisexuell bin, dieses Gefühl war bei mir einfach nie da.

03:34 (Moderation) Verliebst du dich in Menschen? - (Susanna) Ja, ziemlich einfach, auf romantische Weise. Ich will allerdings nichts anderes als diese Romantik.

03:44 (Moderation) Was würde diese Romantik bedeuten? - (Susanna) Es wäre nett, wenn es jemensch wäre, mit der*dem ich zusammen knutschen oder rummachen könnte, oder Hände halten, oder zusammen schlafen, aber angezogen.

04:02 Weil ich mich selbst als asexuell empfinde, will ich zum Beispiel auf Instagram jeden Tag irgendeine Information oder eigene Erfahrung über Asexualität posten. Das ist jedenfalls ein Teil von mir. Und beim Pride mache ich mit einer Aceflagge mit.

04:23 Es ist ein Teil von mir, aber nicht alles, was ich bin.

04:30 (Moderation) Du hast viele Disney-Sachen. - (Susanna) Ja, es ist eine kleine Sammlung geworden.

04:35 (Moderation) Was ist dir von allem am Wichtigsten? - (Susanna) Ich weiß es nicht, ob irgendwas am wichtigsten ist.

04:42 Ich mag jedenfalls sehr meine Öhrchensammlung. Sie haben alle ihre eigene Geschichte.

04:49 Das da waren meine ersten Minni-Ohren. Ich habe sie auf einer Disney-Kreuzfahrt gekauft.

04:55 (Moderation) Sieht ganz gut aus. - (Susanna) Sie sind echt schön.

04:58 (Susanna) Unter Mitschülern hatte ich meine (männl.) Partner öfters gewechselt und ich habe ihre Sexgeschichten gehört. Ja, da hab ich mich bereits ein wenig gefragt, ob ich überhaupt normal bin.

05:19 (Moderation) Welche Schwierigkeiten gab es dabei, was dachte die Gesellschaft, wie war der Druck?

05:22 (Susanna) Die Leute nehmen einfach an, alle seien furchtbar sexuell. Es ist genau die Einstellung: (veralbernde Stimme) „Menschen sind sexuelle Wesen, also wie kannst du asexuell sein?“ Diese Kommentare hört eins.

05:47 „Du hast nur noch nicht den richtigen gefunden.“ „ Du hast nicht genug guten Sex gehabt.“ Solche Kommentare bekommt eins.

05:58 Zum Beispiel auf hochgeladene Videos. Es ist ein bisschen so, als würde es irgendwelchen Fremden etwas ausmachen, dass ich so bin.

(Moderation) 06:16 Ich habe vorher noch niemanden getroffen, die*der ehrlich erzählt hat, si*er sei asexuell, und dass si*er keine sexuelles Verlangen zu anderen Menschen spürt.

06:32 Tatsächlich muss eins hier umdenken, wir sind vielleicht nicht alle so sexuelle Wesen wie ich mir vorgestellt habe. Ein Gebiet um sich selbst ein paar Gedanken zu machen.

06:54 Ich treffe in Oulu Katriina Koponen, die sich mit dem Thema auskennt. Sie hat ihre Promotionsarbeit über Asexualität geschrieben.

07:03 (Moderation) Das ist ein echt schöner Ort.

07:06 (Katriina) Ich hänge hier auch sonst viel rum.

07:10 (Moderation) Was ist diese Asexualität überhaupt? Was ist das?

07:14 (Katriina) Die Frage ist schwieriger, als eins glaubt, deshalb hab ich mich in meiner gesamten Promotion damit beschäftigt.

07:21 Verkürzt kann eins sagen, dass Asexualität ein geringes sexuales Verlangen, geringe sexuelle Anziehung, oder geringes Interesse an sexuellen Aktivitäten sein kann.

07:33 (Moderation) Kann es da Unterschiede geben, wie eins Sexualles empfindet?

07:43 (Katriina) Da gibt es enorme Unterschiede. Es kann sein, dass sexuelles Verlangen vorhanden ist, aber eins es nicht mit anderen praktizieren will, sondern nur masturbieren.

07:54 (Moderation) Für deine Dissertation haben dir 24 Menschen über ihre Asexualität geschrieben. Was hat sich daraus ergeben?

08:03 (Katriina) Am meisten kamen wohl Geschichten aus Beziehungen. Darin wurde erzählt, wie die Beziehungen von asexuellen Menschen laufen. Oft war es sehr schwer

08:15 Sehr viele waren auch Erfahrungen über das Falsch-Fühlen. Denn wenn die gesamte umgebende Gesellschaft sagt, der Mensch sei normal, wenn er durchgehend starke Sexualität empfindet. Es ist als ob das eine grundlegende menschliche Eigenschaft sei.

08:42 Viele erzählten von ihren Gedanken, dass sie fehlerhaft seien, und wie sie geheilt werden könnten. Wenn sie dann von Asexualität hörten, und dass es vollkommen in Ordnung ist, so zu sein, haben viele angefangen vor Glück zu weinen. Es war vollkommen okay, genau so zu sein, wie sie es waren,

09:05 (Moderation) Hier gibt es zumindest Nacktheit und Rummachen. (Katriina) Das wäre wenigstens künstlerisch.

09:16 (Moderation) Kann sich die asexuelle Identität im Laufe des Lebens ändern?

09:21 (Katriina) Jede sexuelle Identität kann sich ändern. Es ist allgemeiner Irrglaube, dass in uns drin irgendwo eine einzige, bekannte Sexualität steckt, die wir finden müssen und die sich dann niemals ändert.

09:35 Wir haben Angst davor, dass unsere sexuelle Identität falsch sein könnte. Diese falsche Auffassung macht enormen Druck auf Menschen. Besonders junge Menschen empfinden das als bedrängend, dass alle diese Kategorien so abgegrenzt und festgekettet sind.

09:56 Hier ist sie. Ich mag diese Publikation.

10:02 Ist der Hintergrund von Asexualität ein Trauma oder irgendeine andere Ursache?

10:09 Aus meinem Material kam heraus, dass Asexuelle sich selber Gedanken über Ursachen gemacht haben. Der Gedanke ist ziemlich derselbe, den Heterosexuelle über Homosexuelle hatten.

10:21 „Haben sie ein Trauma?“ „Haben sie Angst vor dem anderen Geschlecht?“ „Ist ihnen irgendwas passiert?“

10:28 Das ist vielleicht keine valide Weise, das Thema anzugehen. Es ist ein Irrglaube, dass Asexualität ein Symptom eines sexuellen Traumas ist.

10:40 Als Forscher*in kann ich nur sagen, dass es das nicht ist.

10:54 (Katriina) Da sind sie. - (Moderation) Erotische Comics. - (Katriina) Nach diesem habe ich gesucht. Dieses ist gut. Ich kann es empfehlen. - (Moderation) Okay.

11:07 (Moderation) Bist du auch selbst asexuell? - (Katriina) Ja. Ich verwende das Wort viel, wenn Menschen von mir einen Identitätsbegriff hören wollen. Meistens sage ich mit wenig Begeisterung, dass ich an nichts interessiert bin. - (Moderation) Was bedeutet das? - (Katriina) Mich interessieren auch keine Dates oder Beziehungen. Aber viele Asexuelle wollen eine Beziehung. Asexuelle Körper können auch durchaus erregt werden und auf sexuelle Stimuli reagieren. Einige Asexuelle sagen auch, dass ihr Körper keine Reaktionen spürt, das ist allerdings nicht die gleiche Sache.

11:50 Wenn ich Sex haben würde, hätte ich vermutlich Spaß daran. Ein bisschen wie am Snowboarden, wofür ich mich nicht interessiere. Ich könnte es ausprobieren, und vielleicht würde es sich gut anfühlen, aber ich interessiere mich nicht so sehr dafür, dass ich in Erwägung ziehen würde, es auszuprobieren.

12:10 Einige Asexuelle haben gerne mit ihren Partner*innen Sex. Asexualität bedeutet keine Angst vor Sex. Einige Asexuelle sind Sex gegenüber negativ eingestellt, aber nicht alle. Ich selber bin neutral, aber erotische Comics sind ziemlich super. Erotik schließt bei mir in keinerlei Weise Asexualität aus.

… wird fortgesetzt …

Bemerkung zur Übersetzung: ich habe konsequent seksuaalinen halu mit sexuelles Verlangen und seksuaalinen vetovoimaa mit sexuelle Anziehung übersetzt, obwohl an einigen Stellen vielleicht das jeweils andere passender wäre. Ich kann nicht genau sagen, ob die finnischen Begriffe da mehrdeutig sind oder ob sie von der Moderation verwechselt wurden.