Fremdwortentlehnung ins Finnische

Verfasst am | Schlagwörter: Finnisch, Linguistik

Finnisch ist umgeben von lauter indoeuropäischen Sprachen, aus denen es auch regelmäßig Wörter entlehnt. Gut mit dabei sind heute vor allem Schwedisch und Englisch, in der Vergangenheit auch Litauisch/Lettisch und Deutsch (durch die Hanse). Nun ist das aber nicht ganz trivial, denn Finnisch hat eine sehr andere Phonotaktik als alle genannten, d.h. es hat andere Regeln, welche Lautfolgen in einem Wort erlaubt sind. Und nicht nur das, sondern es gibt im Finnischen auch gar nicht alle Laute, die es in den Quellsprachen gibt. Damit ein schwedisches oder deutsches Wort im Finnischen verwendet werden kann, muss es also erheblich angepasst werden, und ist dann teilweise kaum mehr zu erkennen. Im Folgenden liste ich ein paar solcher Veränderungen auf.

Stimmhaftigkeit / Fortis und Lenis

Finnisch unterscheidet im Allgemeinen nicht zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten. So hören monolinguale Finnisch-Sprechlons ein deutsches b als p, ein f als v. So habe ich bereits erleben dürfen, dass Billard piljarti genannt wurde. Das war damals an einer Sprachschule, als die ältere Wohnheimbetreuerin uns den Billardtisch im Keller zeigte. Als ich das Wort so in den Hausaufgaben verwendete, gab das einen Fehler, denn geschrieben wird es offiziell trotzdem biljardi, jüngere mehrsprachige Leute sprechen das auch so aus und hören den Unterschied. Nichtsdestotrotz ist dieser Prozess bei scharenweise älteren Entlehnungen aus anderen Jahrhunderten passiert, dort auch in der Orthographie und bei allen Sprechenden: aus dem schwedischen Wort fara (vgl. deutsch Gefahr) wurde vaara, aus Altschwedisch pundari (heute pyndare) wurde puntari, aus gas wurde kaasu.

Das d ist halbwegs eine Ausnahme: es existiert im modernen Finnisch als schwache Stufe des t und wird von diesem auch unterschieden, ist aber eigentlich eher ein Tap als ein Plosiv (also nur kurz mit der Zungenspitze an den Zahndamm tippen, wie im engl. Wort better). Dementsprechend wurde ein plosives d aus anderen Sprachen trotzdem nicht als d ins Finnische übernommen, sondern eben als t.

Nun gibt es daran aber noch ein weiteres kleines, vielleicht absurdes Randdetail. Wir haben jetzt geklärt, dass b als p entlehnt wird, g als k, d als t, f als v. Aber wie werden denn p, t und k selbst entlehnt? Sie einfach beizubehalten wäre ja zu einfach. Und zwar unterscheiden sich b und p im Deutschen und Schwedischen nicht nur in der Stimmhaftigkeit (ob die Stimmbänder vibrieren), sondern auch in der Druckstärke: bei einem p, t oder k spannen wir unsere Muskeln mehr an und atmen mit mehr Druck aus. Das ist zufällig eine Eigenschaft, auf die finnisches Gehör relativ trainiert ist, da sie auch hilfreich ist um im Finnischen kurze und lange (geminierte) Plosive auseinanderzuhalten. Folglich wird ein germanisches p oft als langes pp wahrgenommen, ein germanisches t als tt, ein germanisches k als kk. Beispiele: Schwedisch korp wurde als korppi übernommen (Rabe), altschwedisch ladika als laatikko (Auflauf), schwedisch pant als pantti (Pfand).

Konsonantencluster

Finnisch erlaubt nur relativ einfach strukturierte Silben. Im Onset (das ist der Teil der Silbe, der vor dem Vokal steht) darf nur entweder ein einzelner Konsonant stehen, oder optional noch ein Liquid (also r oder l). Damit fällt strand schonmal raus, oder knackkorv. Eine ähnliche Beschränkung haben auch das Spanische und das Französische: dort wurde aus skola deshalb escuela und école, es wird also systematisch ein e eingefügt. Finnisch geht anders damit um, hier wird einfach alles unerlaubte weggestrichen: aus strand wird ranta, aus knackkorv wird nakki.

Am Wortende sind als Konsonanten nur ein einzelnes s oder n zugelassen, und die Pluralendung t. Wenn das nicht hinhaut, wird ein Vokal angehängt, wie bereits an vielen genannten Beispielen zu sehen war: ranta, korppi, pantti, kaasu. Auch bei presidentti, parlamentti und posti fällt das auf.

Ratespiel

Jetzt darfst du raten. Was heißt:

(alle aus dem Englischen oder Deutschen ableitbar, keine Finnisch- oder Schwedischkenntnisse erforderlich)